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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Rat und Hilfe
E.S. Offline



Beiträge: 8

06.06.2005 10:15
Buchmarkt Deutschland Antworten

Deutscher Buchmarkt erleidet lUmsatzrückgang !

Frankfurt (pte) - Der Umsatz der deutschen Buchbranche ist im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 9,22 Mrd. Euro gesunken. "Dies ist jedoch nicht Ausdruck einer Branchenkrise", betonte Dieter Schormann, der Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der Bekanntgabe dieser Schätzungen in Frankfurt. "Die Buchbranche leide lediglich unter der schwachen Konjunktur und der anhaltend geringen Konsumbereitschaft in Deutschland."

Äußerst positiv sei jedoch der Internetbuchhandel aufgefallen. Hier konnten laut Schormann die Umsätze um 52 Prozent auf 438 Mio. Euro gesteigert werden, womit das Online-Geschäft bereits rund 4,5 Prozent des Umsatzes mit buchhändlerischen Produkten ausmacht.

Nach Schormanns Ausführungen zeichneten sich vor allem die gebundenen Publikumsbücher für den Umsatzrückgang verantwortlich. Belletristik, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher um 3,36 Mrd. Euro seien 2002 über den Ladentisch gegangen, 3,1 Prozent weniger als im Jahr davor. Zudem habe die Gruppe der wissenschaftlichen Fachbücher mit 3,23 Mrd. Euro zum Gesamtergebnis ebenfalls einen Rückgang von 2,9 Prozent beigesteuert. Zulegen konnten laut Schormann dafür die audiovisuellen Medien inklusive Hörbücher. Hier sei der Umsatz um 4,5 Prozent auf 217 Mio. Euro gestiegen.

Die Umsätze der Verlage seien um 2,8 Prozent zurückgegangen, was sich auch auf die Zahl der Veröffentlichungen ausgewirkt habe. So seien im Jahr 2002 insgesamt 59.916 Erstauflagen auf den Markt gekommen, um 7,3 Prozent weniger als im Rekordjahr 2001. Und die Gesamtzahl der erschienenen Bücher habe sich ebenfalls um 7,3 Prozent auf 78.896 Titel verringert.

Im Vergleich zu anderen Einzelhandelssparten liege der Buchhandel bei der Umsatzentwicklung aber immer noch deutlich über dem Durchschnitt. Für das laufende Jahr erwartet sich Schormann bei den Umsätzen keine wesentlichen Veränderungen gegenüber dem Jahr 2002-3.

E.S. Offline



Beiträge: 8

06.06.2005 21:11
#2 RE:Buchmarkt Deutschland Antworten

Interview mit Wolfgang Burger

Das Interview wurde am 17.Februar 2003 per eMail durchgeführt

Natalie Mareth: Thomas Petzold erfreut sich wachsender Beliebtheit. Wann dürfen wir mit dem vierten Band der Reihe rechnen?

Wolfgang Burger: Im kommenden Herbst. Der Vertrag ist zwar noch nicht unterschrieben, aber die Verhandlungen sind abgeschlossen. ???Lillys Liebe zu den Bildern“ (so der Arbeitstitel) wird beim Emons Verlag in Köln erscheinen.

Natalie Mareth: Im Juni soll "Der Mord des Hippokrates" erscheinen, ein Buch, das nichts mit der Petzold-Reihe zu tun hat. Glaubst Du, dass dieses Buch auch den Petzold-Lesern zusagen wird?

Wolfgang Burger: Darauf bin ich selbst am meisten gespannt. Es ist in jeder Hinsicht etwas Anderes und Neues. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt, es gibt also keine Perspektivenwechsel, keine Sicht Dritter auf die Ereignisse. Außer im allerletzten Moment taucht kein Polizist und auch kein Detektiv auf. Sie ist mit Rückblenden erzählt, was ich so auch noch nie ausprobiert habe. Und schließlich spielt sie auch nicht in Karlsruhe, sondern in Heidelberg. Es ist (natürlich) wieder ein Krimi, verbunden mit einer sehr, sehr traurigen Liebesgeschichte. Also rundum ein Wagnis, ein Abenteuer. Was mir Mut macht: Fast alle, die es bisher gelesen haben, sind völlig hingerissen. Schaumermal.

Natalie Mareth:Deine Bücher haben reale Schauplätze und vermutlich auch das ein oder andere Mal reale Personen als Vorbild für die Charaktere. Nun ist vor Kurzem ein Kollege von Dir verklagt worden, weil ein Professor glaubte, sich in einem Buch wieder zu erkennen und sich schlecht gezeichnet fand. Hast Du es auch schon bei deinen Büchern erlebt, dass jemand der Meinung war, in Deinem Buch beschrieben zu werden?

Wolfgang Burger:Nein. Ich benutze auch grundsätzlich niemals lebende Personen als Vorlage. Okay, ich gestehe: Mit einer Ausnahme, über die ich aber nichts verraten werde. Und schon gar nicht würde ich jemanden negativ darstellen, und sei er mir noch so unsympathisch. Das gehört sich nicht. Wenn mir an jemandem etwas nicht passt, dann kläre ich das im direkten Gespräch und nicht über ein Medium, wo der Betroffene sich außer in Form einer Klage nicht wehren kann.

Natalie Mareth:"Hauptberuflich" arbeitest Du an der Universität Karlsruhe. Wie haben Kollegen und Studenten reagiert, als sie feststellten, dass sie auf einmal einen Krimiautor in ihren Reihen haben?

Wolfgang Burger: Viele waren beeindruckt, was mich ein wenig verblüfft hat, mir (ich gestehe) aber auch geschmeichelt hat. Manch einer mag vielleicht im stillen gedacht haben, dass ich nun wohl doch übergeschnappt bin. Aber niemand hat sich bislang getraut, es laut auszusprechen. Was mich immer noch wundert: Dass man dem Bücherschreiben einen so enormen Stellenwert einräumt. Ich mache meinen Job an der Uni seit über 20 Jahren, und ich mache ihn nicht einmal schlecht, bilde ich mir zumindest ein. Dennoch bin ich in all den Jahren nie damit in eine Zeitung gekommen, geschweige denn ins Fernsehen. Seit ich Bücher veröffentliche, hat sich das dramatisch geändert. Aber das muss wohl so sein...

Natalie Mareth: Als Laie kann man sich häufig nur schlecht vorstellen, wie die Recherche für ein Buch abläuft. Bist Du jemand, der sich alles am Schreibtisch ausdenkt, oder gehst du auch die Schauplätze anschauen. Warst du beispielsweise schon einmal in dem Karlsruher Polizeirevier, in dem Thomas Petzold arbeitet?

Wolfgang Burger: Ich versuche, mir die Schauplätze immer anzusehen, weil ich glaube, dass die Leserin das am Ende an winzigen Kleinigkeiten spürt, ob man sich auskennt, oder sich alles aus den Fingern gesogen oder aus dem Reiseführer abgeschrieben hat. So war ich z.B. für ???Projekt Dark Eye“ zweimal in Italien (was gar kein unangenehmer Nebeneffekt ist). Herausgekommen sind dabei vielleicht nur fünf Adjektive und zwei kleine Nebensätze. Aber genau die geben der Leserin hoffentlich das Gefühl der Echtheit, der Ehrlichkeit. Das Polizeipräsidium habe ich schon öfter von innen gesehen. Die dortige Presseabteilung kennt mich inzwischen gut. Sie haben mich auch immer sehr unterstützt, auch wenn meine Fragen noch so abseitig gewesen sein mögen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn oft merkt man als Leser ja an winzigen Kleinigkeiten, dass der Autor keine Ahnung hat von dem, worüber er gerade schreibt. Und an solchen Kleinigkeiten geht dann die gesamte Glaubwürdigkeit der Geschichte kaputt. Auch an anderer Stelle habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass die Leute geradezu begeistert kooperativ sind, wenn sie hören, worum es geht. Nur ein Gefängnisdirektor hat mir nicht getraut und wollte mir nicht verraten, wie die Aufseher bewaffnet sind. Das habe ich dann auf anderem Wege herausgefunden.

Natalie Mareth: Und wie lange bereitest Du Dich mit Recherchen vor, bevor Du dann mit der eigentlichen Arbeit, dem Schreiben des Buches, beginnst? Oder passiert das alles so nebenbei?

Wolfgang Burger: In der Regel gehen für ein Buch bei mir ca. 6 Monate für Planung und Personenentwicklung drauf. Ca. 1 Jahr wird geschrieben, und dann kommen noch mal 6 Monate fürs Lektorat. Während der letzten Phase (oder auch schon früher) kann dann schon wieder die Planung für das nächste Buch laufen, so dass ich bisher alles in allem auf etwa 1 Buch alle 18 Monate komme. Die Recherche läuft just in time, d.h. dann, wenn eine Frage im Text aktuell wird. Meist hänge ich mich ans Telefon, bemühe das Internet, oder fahre mal irgendwohin, um mich umzusehen.

Natalie Mareth: Ich habe mit großer Belustigung Deine Kurzgeschichte über die Anfänge eines Autors gelesen, die auf Deiner Homepage zu finden ist. War es wirklich so schlimm? Und wie hast Du es angestellt, dass Du trotz der ersten Absagen nie den Mut verloren hast, sondern immer wieder neue Versuche gestartet hast?

Wolfgang Burger: Da hat mir vielleicht mein Beruf geholfen: Ich bin ja Ingenieur, wie Du weißt. Ich sehe mich nicht als Künstler, der sich verkannt fühlt, wenn die Welt seine Werke nicht schätzt, sondern als Dienstleister, der eine Ware anbietet. Wenn eine Firma ihre Produkte nicht loswird, hilft es auch nichts, zu weinen und zu jammern. Man wird sich hinsetzen und überlegen, was man falsch macht. Nicht das Publikum ist schuld, wenn ein Buch nicht läuft, sondern das Buch und sein Autor. Außerdem habe ich schnell gemerkt, dass man kreatives Schreiben (in Grenzen) lernen kann. Darum habe ich mich bemüht. Und weil ich kein Künstler bin, habe ich mir zu Anfang vorgenommen, drei Romane zu schreiben und zu versuchen, davon mindestens einen zu verkaufen. Wenn das nicht geklappt hätte, dann hätte ich einfach wieder damit aufgehört und mir ein anderes Hobby gesucht. Zu meiner eigenen Überraschung ging es dann bei mir sogar recht schnell. Die Geschichte, auf die Du anspielst, ist natürlich als Satire heftig überzeichnet. Aber viele Kollegen und Kolleginnen haben mir bestätigt, dass sie ziemlich ins Schwarze trifft.

Natalie Mareth: Du hast auch schon einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Was ist leichter zu schreiben, eine Kurzgeschichte oder ein kompletter Roman? Ich könnte mir vorstellen, dass die Anforderungen, die eine Kurzgeschichte stellt, häufig unterschätzt werden, vor allem, wenn ein bestimmtes Thema und ein festgelegter Umfang vorgegeben sind.

Wolfgang Burger: Eine Kurzgeschichte ist natürlich viel schneller fertig. So hat man dann vor allem als Anfänger auch mal ein Erfolgserlebnis in der Frustphase, bis man den ersten Roman losgeworden ist. Und man kann eine Menge beim Schreiben von Kurzgeschichten lernen. Man kann zehn Seiten naturgemäß viel intensiver durcharbeiten als einen dreihundertseitigen Roman. Man kann neue Dinge ausprobieren, neue Formen, neue Figuren. Es gibt eine Menge Krimi-Protagonisten, die im Rahmen einer Kurzgeschichte das Licht der Welt erblickt haben. Leider fällt mir jetzt kein Beispiel ein, aber ich habe verschiedentlich gehört, dass KollegInnen in dieser Form neue Personen ausprobieren. Das Thema Umfang stellt sich bei Kurzgeschichten nicht so krass wie z.B. im Journalismus. Meist heißt es, zwischen fünf und fünfzehn Seiten, und auch das ist noch verhandelbar, wenn der Herausgeber eine Geschichte haben möchte. Beim Thema ist es einfach: Wenn mir was dazu einfällt, mache ich mit. Wenn nicht, dann eben nicht.

Natalie Mareth: Eine Deiner Kurzgeschichten (Countdown) wurde auch auf englisch veröffentlicht, in der Anthologie "The World's Finest Mystery and Crime Stories, volume III". Darin bist Du mit international bekannten Autoren wie Anne Perry, Jeffrey Deaver und Ruth Rendell vertreten. In einer amerikanischen Besprechung wirst Du sogar lobend erwähnt. Was war das für ein Gefühl, als Du erfahren hast, dass Deine Geschichte in dieses Buch aufgenommen wird und als Du die Rezensionen dazu gelesen hast? Oder lässt Dich das völlig kalt?

Wolfgang Burger: Nein, das hat mich gar nicht kalt gelassen. Ich hatte die Geschichte mehr aus Sportsgeist eingereicht, nach dem Motto: Kann ja nicht schaden. Das Ganze ging per E-Mail nach Amerika, und drei Wochen später kam der Vertrag. Um ein Haar hätte ich den Brief ungeöffnet weggeworfen, weil ich ihn als Werbung ansah. Und noch schöner: weitere vier Wochen später kam ein Scheck über 150 Dollar (von denen die Bank ungefähr 30 behalten hat fürs Einlösen) – meine ersten selbstverdienten Dollars. Das ist deshalb bemerkenswert, weil deutsche Verlage in der Regel erst dann bezahlen, wenn das Buch vergriffen ist. Stimmt so natürlich nicht, aber man darf schon SEHR lange auf sein Geld warten. Dass die Geschichte dann auch noch von der Kritik so lobend erwähnt wurde, konnte ich schier nicht fassen. Das ist schon was. Und es lässt mich hoffentlich nie kalt.

Natalie Mareth: Deutsche Autoren haben es häufig nicht sehr leicht, sich auf dem Buchmarkt durchzusetzen. Nun kam diese Woche die Meldung, dass die Verlagsgruppe Randomhouse nun auch Ullstein-Heyne-List übernehmen will. Damit wären dann bald fast alle größeren deutschsprachigen Belletristik-Verlage unter einem Dach versammelt (wenn man einmal von Fischer, Diogenes, dtv/Hanser und Droemer-Weltbild absieht). Ich könnte mir vorstellen, dass es dadurch für Autoren noch schwerer wird, einen Verlag zu finden, vor allem, wenn sie keine 08-15 - Literatur schreiben. Wie beurteilst Du diese Entwicklung?

Wolfgang Burger: Derzeit macht die Buchbranche eine harte Phase durch, bei der sowohl Verlage als auch Autoren auf der Strecke bleiben werden. Für mich als Autor muss es heißen: Augen zu und durch. Diese Zeit muss man überstehen, ohne vom Publikum vergessen zu werden. Dass genau jetzt innerhalb weniger Monate zwei Romane von mir in zwei verschiedenen (allerdings kleinen) Verlagen erscheinen, lässt mich hoffen. Und leider ist es bei den großen Verlagen ja auch gerade die 08-15-Literatur, die oft genug das Rennen macht. Andererseits, und das lässt vielleicht hoffen, müssen die großen Häuser sich jetzt neu positionieren, d.h. abgestorbene Äste abschneiden und versuchen, neue heranzuziehen. Das wird für manchen Kollegen bitter werden, kann andererseits gerade für Nachwuchskräfte eine Chance sein.

Natalie Mareth: Kannst Du Dich noch an Dein Lieblingsbuch aus Kinder- und Jugendjahren erinnern? Gab es da eine Figur, die Du immer gerne mal sein wolltest?

Wolfgang Burger: Karl May, ???Durch die Wüste“ war das erste richtige Buch, das ich im Alter von 11 oder 12 von vorne bis hinten durchgelesen habe. Und anschließend noch alles, was danach kommt. Natürlich war ich in Gedanken immer abwechselnd Kara Ben Nemsi, Old Shatterhand und Winnetou. Und natürlich hab ich geheult, Rhi starb. Und Winnetou.

Natalie Mareth: Verrätst Du uns zum Schluss noch, welches Buch zur Zeit als Bettlektüre auf Deinem Nachttisch liegt?

Wolfgang Burger: Wolf Haas, ???Die Auferstehung der Toten“. Habe ich mir von einer Freundin geliehen, weil Haas viel gelobt wird, und ich immer schon mal was von ihm lesen wollte. Daneben lese ich noch ???Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde, weil das Buch in einem Roman eine wichtige Rolle spielt, an dem ich gerade bastle. Mehr wird an dieser Stelle aber noch nicht verraten.

Natalie Mareth: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Wolfgang Burger: Sehr gern geschehen. Es hat mir Spaß gemacht.

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